Tag mit Würde
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Jan Gottweiss

Ein Erfahrungsbericht

Die Würdekompass-Gruppe Bergisch Gladbach /Köln hat fast eineinhalb Jahre diesen Tag geplant. Ursprung war, dass wir das Stadtfest als Rahmen nutzen wollten, aber dann kam Corona. Unsere Pläne wurden oft hin und her geworfen, aber wir habenden „Tag der Würde“ von 11.00 Uhr bis 17:00 Uhr bei schönstem Sonnenschein, mitten in der Fußgängerzone ausgerufen.

Im Vorfeld haben wir Karten drucken lassen, die mit zwei Fragen über das Miteinander in dieser Zeit an Menschen in Hospizen, Kinderheimen, Schulen, Privatpersonen verteilt wurde. Viele Karten haben wir zurückbekommen, diese stellten wir am „Tag der Würde“ aus. Ein großes Zelt, geschmückt mit unserem Logo und farbig passenden Luftballons erregte schon bei vielen Bürgern Aufmerksamkeit.Rundherum um das Zelt hingen die Fragekarten.

Um mit den Menschen in Kontakt zu kommen, haben wir das Gedicht „als ich mich selbst zu lieben begann“ auf einem Roll-Up drucken lassen,jede einzelne Strophe auf je einer Postkarte. Dieses Roll-Up stoppte die Menschen und so war es leicht ins Gespräch zu kommen. Zudem haben einige Gruppenmitglieder Passanten eine Stropheverdeckt ziehen lassen und sind damit ins Gespräch gekommen.

Ein Tütchen mit liebevoll selbst gebackenen Plätzchen von einigen Gruppenmitgliedern, gestaltet mit einer kleinen würdevollen Episode war auch sehr gutes Give-Away. Kinderschminken, Malen für Kinder, Würdehocker zum Schweigen und oder Reden luden unsere Interessierten ein.

Was waren unsere Erfahrungen? Welche Fragen erhielten wir?

  • Warum macht Ihr das, was soll das, welcher Partei gehört Ihr an, usw. begegneten uns.
  • Auch mussten wir die Erfahrung der totalen Ablehnung machen.
  • Schmunzelnde Storys: meine Stimme hat Ihr(?), ich bin zu alt für Würde, lasst mich mit dem Egoismus in Ruhe…
  • Aber es gab viele sehr tiefgreifende Gespräche. Menschen nutzten den Raum, ihr eigenes Leben frei zu erzählen, endlich hörte jemand zu.Traurig waren die Erfahrungen, wenn Menschen berichteten, dass sie sich noch nie gemocht haben. Hier ging das Gespräch schon fast ins Therapeutische.

Unser Ziel war es, eine Aufmerksamkeit für das Thema „unsere Würde“ zu generieren, dieses Ziel haben wir absolut erreicht. Nun heißt es zu planen, wie wir diese Aufmerksamkeit halten und verstärken können. Es war ein toller Tag, danke an alle Gruppenmitglieder für Ihren Einsatz.
Am 30.09. wird bei Radio Berg um 20:00 Uhr eine Sendung über unseren Tag der Würde ausgestrahlt.

Und hier Gedanken von Dirk, ein Gruppenmitglied unserer Gruppe zu dem „Tag der Würde“:

Unser Würdezelt blockt den Platz und lockt bereits erste Neugierige. Noch bewege ich mich holprig, jetzt Menschen ansprechen um mich mit ihnen über Würde auszutauschen, löst bei mir Fragezeichen aus. Hat Würde etwas mit Sich-Zeitnehmen zu tun? Wann haben Sie das letzte Mal etwas erlebt, was Sie als unwürdig empfunden haben? Was ist für Sie das Besondere an Würde? Hat Würde mehr mit Ihnen oder mit anderen zu tun? Würde und Wut passt das zusammen? Empfinden Sie etwas in Ihrem Körper, wenn Sie an etwas denken, was für Sie unwürdig ist – wenn ja, wo? Wo empfinden Sie in Ihrem Körper Würde?

Die von einer Gruppenfreundin zusammengetragenen Fragen, erleichtern den Zugang Passanten anzusprechen, um Gespräche zu finden, sehr. Die Fragen brücken leicht in Kontakte und in Gespräch und Zuhören. Die Themen sind aufregend, allgemein, ernst, entwürdigend, erschütternd, herabwürdigend, interessant, kritisch, lustig – ja, auch lustig und wir lachen auch über „Un-Würden“.

Bis auf Passanten, die keine Zeit für Austausch finden, höre ich Gespräche über Leben, Gesellschaft, Missstände, Missbrauch, Einwanderung, Integration, öffentliche Verantwortung und Respektlosigkeit. Die Gespräche zeigen so selbstverständlich ist nichts. Würde müsse zugelassen werden, um Würde scheint permanent gerungen zu werden.

Ich erlebe Vertrauen entgegenbringende Gesprächspartnerinnen. – Ich empfinde unsere Initiative, uns als Gruppen agierend zu erleben, großartig und den Würdetag als Geschenk.

Was benötigt wird

  1. Andere Würdekompass-Gruppen, die auch einen Tag der Würde durchführen möchten.
  2. Interessierte, die die Fragekarten verteilen und beantworten

Ansprechpartner

Ansprechpartner/IN

Cornelia Schwöppe

Cornelia Schwöppe

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